Geschrieben von Locke
HASLACH - Freundlich lächelt das "Hatternweible" und bestätigt, was Zunftmeister Klemens Sinz betont: "Sie ist keine Hexe, sondern eine nette alte Frau". Mit 100 Hästrägern inklusive 32 Kindern besucht die 1993 gegründete "Narrenzunft Haslacher Hatternweible" 18 Umzüge und bezaubert mit fröhlichen "Hattri-Hattro - Ha sowieso."
Das mit der netten alten Dame ist ein bisschen umstritten, sagt man dem im 17. Jahrhundert in Haslach im Buchwald wohnenden Kräuterweiblein doch einen Mord an einem Pfarrer nach. Sie bestrafte damit sein frevelhaftes Vergehen an einem jungen Mädchen und verschwand.
Das Weible rettet Menschen
Doch immer wieder tauchte die bucklige, von den Haslachern "Hatternweible" genannte Alte wieder auf und erschreckte nicht nur Spaziergänger, sondern half ihnen auf den rechten Weg, wenn sie sich im Wald verirrt hatten. Auch einem Holzfäller, der unter einer Tanne gefangen war, rettete sie auf wundersame Weise das Leben. Keine Geschichte über sie gleicht der nächsten.
Eine schillernde Persönlichkeit der lokalen Geschichte - wie geschaffen für drei junge Haslacher, die die Narrenzunft initiierten und im "Hatternweible" ihre Figur für die närrische Zeit gefunden hatten. Am 5. April 1993 gründeten sie mit 34 Gründungsmitgliedern die Narrenzunft, die mit einem Lächeln auf der Holzmaske und einem waldfarbenenen Häs durch die fünfte Jahreszeit tobt.
Inzwischen ist sie auf 140 Mitglieder angewachsen. "Wir wollten die Aufmerksamkeit bei den Umzügen mehr auf die lebensrettenden Aktionen des Hatternweibles lenken", erzählt Zunftmeister Klemens Sinz die Bedeutung einer ganz neuen Figur im Kreise der "Hatternweible": dem "Holzfäller". Im Jahr 2008 wurde er entworfen und zieht auf seinem Hörnerschlitten nicht nur den Narrensamen, sondern auch so manches hübsche, beim Umzug "eingeladene" Mädchen mit sich.
Brauchtum hoch halten
Die im ANR fest verankerte Narrenzunft veranstaltet eigene Umzüge jeweils am Fasnachtssonntag und eröffnet ihn feierlich mit einer Narrenmesse. Natürlich werden auch die Schüler befreit, der Narrenbaum aufgestellt und ein öffentlicher Zunftball gefeiert. "Doch unsere Narrenzunft ist nicht zum Party feiern und Trinken da, sondern wir halten das Brauchtum hoch und gestalten das Dorfleben mit", sagt mit Stolz Vize-Zunftmeister Simon Schweighart. Mit Maibaumstellen und Waldputzete, mit Grillfesten und Ausflügen ist die Narrenzunft das ganze Jahr aktiv und bereichert das Haslacher Angebot an Festivitäten - auch ganz ohne Häs.
(Quelle SZON: 19.02.2009)